
Was tun, wenn der Druck im Jurastudium zu groß wird? Erfahre, wie du mit Coaching-Strategien Tunnelblick überwindest und neue Perspektiven findest
Diese Woche war sie wieder da – diese Frage, die sich leise in den Gesprächen einschleicht und manchmal laut in den Raum fällt: „Was mache ich, wenn mir alles zu viel wird?“
Im Coaching begegnet mir Überforderung selten als lautes Drama. Sie zeigt sich eher als Rückzug, als das Gefühl, dass der Berg zu steil ist, der Weg zu lang, die Kraft zu knapp. Besonders im Jurastudium, wo der Anspruch nicht nur intellektuell, sondern auch emotional ist, kann sich Druck wie eine Lawine anfühlen: erst ein Schneeball, dann ein rollender Koloss.
Die juristische Realität: Leistung unter Daueranspannung
Jurastudierende bewegen sich in einem System, das auf Verdichtung und Vergleich basiert. Klausuren, Hausarbeiten, Examen – alles ist messbar, bewertbar, oft gnadenlos. Die Rechtswissenschaft verlangt Präzision, Struktur, Argumentation. Doch was passiert, wenn der Kopf voll ist, das Herz rast und die Gedanken sich im Kreis drehen?
Die psychologische Forschung spricht hier von kognitiver Überlastung. Das Arbeitsgedächtnis – zuständig für das kurzfristige Speichern und Verarbeiten von Informationen – ist wie ein überfüllter Richtertisch: Wenn zu viele Akten gleichzeitig auf dem Tisch liegen, wird keine davon sorgfältig gelesen. Studien zeigen, dass unter Stress die Aktivität im präfrontalen Kortex sinkt – jener Hirnregion, die für Planung, Entscheidungsfindung und Impulskontrolle zuständig ist. Gleichzeitig wird die Amygdala, das emotionale Alarmsystem, überaktiv. Das Gehirn schaltet in den Modus „Bedrohung“ – und verliert den Zugang zu differenziertem Denken.
Die pädagogische Psychologie ergänzt: Lernen unter Stress führt zu oberflächlicher Verarbeitung. Inhalte werden nicht tief verankert, sondern nur kurzfristig memoriert. Das juristische Lernen – das Verstehen von Systematik, das Durchdringen von Dogmatik – braucht jedoch Tiefe, nicht Tempo.
Tunnelblick: Wenn der Fokus zur Falle wird
Ein Coachee schilderte diese Woche, wie sich der Druck anfühlt: „Ich sitze am Schreibtisch, sehe den Lernplan, und alles verschwimmt. Ich weiß, was ich tun müsste – aber ich kann nicht anfangen.“
Das ist kein Mangel an Disziplin. Es ist ein Zeichen von mentaler Erschöpfung. Der Tunnelblick entsteht, wenn das Nervensystem im Dauer-Alarmzustand ist. Man sieht nur noch das Problem – nicht mehr die Lösung. Die Gedanken kreisen, die Perspektive verengt sich. Es ist, als würde man durch ein Schlüsselloch auf eine Bibliothek blicken: Man weiß, dass Wissen da ist, aber man kommt nicht ran.
In der Rechtspsychologie spricht man hier von stressinduzierter Engführung: Die Fähigkeit zur Perspektivübernahme, zur Differenzierung und zur Selbstreflexion nimmt ab. Stattdessen dominieren rigide Denkmuster – oft begleitet von Selbstkritik und Grübelschleifen. Der Blick wird eng, die Gedanken starr, die Selbstwahrnehmung verzerrt. Es ist ein psychischer Zustand, der juristische Klarheit unmöglich macht – und emotionale Erschöpfung verstärkt.
Erste Schritte raus aus der Überforderung
Hier sind drei Impulse, die ich im Coaching oft setze – und die auch dir helfen können:
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Parasympathischer Aktivierung - Entschleunigung statt Aktionismus: Zehn Minuten ohne Input: kein Handy, kein Skript. Nur Atmen. Das Nervensystem braucht Raum, um sich zu regulieren.
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Chunking - Struktur durch Mini-Ziele: Statt „Heute Zivilrecht lernen“ lieber: „§ 823 I BGB lesen und ein Fallbeispiel notieren“. Kleine Schritte schaffen Momentum. Zerleg die komplexen Aufgaben in verdauliche Einheiten, aber unterfordere dich nicht.
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Soziale Resonanz - Externe Perspektive zulassen: Sprich mit jemandem, der nicht bewertet, sondern begleitet. Jemanden der dich motiviert und der dir den Spiegel vorhält indem er sagt: "Ich sehe dich und ich weiß, du schaffst das!"
Für das stille „Ich kann nicht mehr“ – und das leise „Vielleicht doch“
Dieser Satz begleitet mich oft durch die Woche. Er steht für die feine Schwelle zwischen Resignation und Hoffnung. Für den Moment, in dem jemand nicht mehr weiterweiß – und trotzdem weitermacht. Für das leise Aufbäumen gegen die Schwere.
„Ich kann nicht mehr“ ist kein Scheitern. Es ist ein Zwischenruf. „Vielleicht doch“ ist der Anfang einer neuen Haltung. Und manchmal reicht genau dieser Gedanke, um den Tunnelblick zu weiten. Um wieder zu sehen, was möglich ist – nicht nur, was fehlt.
Weitergehen, nicht aufgeben
Das Jurastudium ist kein Sprint. Es ist ein Marathon. Es fordert dich – aber es formt dich auch. Wer überfordert ist, braucht keine neuen To-do-Listen, sondern neue Perspektiven. Manchmal beginnt Veränderung nicht mit einem großen Schritt, sondern mit einem kleinen Gedanken: „Vielleicht doch.“
Und genau da beginnt Bewegung. Nicht laut, nicht spektakulär – sondern leise, innen. Ein Gedanke, der Raum schafft. Ein Impuls, der dich wieder mit dir verbindet.
Lass dich davon tragen und komm gerne nächste Woche wieder, für einen neuen Impuls.
Bis dahin: Bleib dran. bleib bei dir. Und wenn du magst – sprich mit mir.
Herzlich,
Abby
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